Mit ihren Posts und teils millionenfach angeklickten Videos sprechen islamistische Influencer*innen die Sprache der Jugend und ziehen Minderjährige in ihren Bann. Alltagsthemen und Ratschläge für die religiöse Lebensführung vermischen sie mit demokratie- und menschenfeindlichen Aussagen oder Israel-Hass.
jugendschutz.net hat das Angebot zentraler Akteure gesichtet und zeigt im aktuellen Report auf, wie sich die radikalen Prediger*innen und Aktivist*innen inszenieren und dabei extremistische Botschaften verbreiten.
Infos und Tipps für Eltern und pädagogische Fachkräfte
Islamistische Influencer*innen...
- ... wissen wie sie die "Generation TikTok" für sich gewinnen
Extremist*innen haben die Mittel des Influencings auf Social Media für sich entdeckt. Statt um die Vermarktung von Lifestyleprodukten geht es um das Propagieren von religiös-fundamentalistischen Gedankengut, radikaler politischer Sichtweisen und das Gewinnen und Mobilisieren Gleichgesinnter. Auf YouTube, Instagram und TikTok werden Jugendliche direkt in ihrem alltäglichen Informationssumfeld angesprochen. So könnten auch Islamist*innen Teil des Medienalltags von Kindern und Jugendlichen werden.
Tipp: Lassen Sie sich die Kanäle, Memes und Videos zeigen, die Kinder und Jugendliche gerne auf Social Media konsumieren. Informieren Sie sich über die Funktionsweise und Wirkung von Sozialen Netzwerken wie TikTok, YouTube oder Instagram auf Heranwachsende und problematisches Influencing. - … sprechen gezielt Jugendliche mit Rassismus- und Marginalisierungserfahrung an
Islamistische Influencer*innen sprechen von einem systematischen „Kampf gegen Muslime“ und einer „islamfeindlichen Assimilationsagenda“ durch Politik und Medien. Reale oder vermeintliche antimuslimische Vorfälle und Debatten (z.B. zum Kopftuchverbot) werden dafür herangezogen und polarisierend überspitzt oder verkürzt, um simplifizierte Freund-Feind-Schemata zu bedienen. Vor allem Jugendliche mit Rassismus- und Marginalisierungserfahrung können sich von diesen Akteur*innen angesprochen fühlen, die sich als kundige und wortgewandte Vorkämpfer*innen Entrechteter inszenieren.
Tipp: Hören Sie zu. Schaffen Sie Raum und eine vertrauensvolle Atmosphäre für echten Austausch, differenzierte und empathische Gespräche über Rassismus- und Marginalisierungserfahrungen. - … geben Orientierung bei Lebensfragen
Heranwachsende setzen sich in der Pubertät mit vielen Fragen und Unsicherheiten auseinander. Auf der Suche nach Identität und Vorbildern suchen sie die Antworten oft im Internet. Prediger*innen aus dem islamistischen Spektrum machen sich das zunutze und beantworten Fragen zur glaubenskonformen Lebensführung, indem sie als Autoritätsfiguren auftreten und orientierungssuchende Jugendliche an sich binden. Sie inszenieren sich als Ratgeber*innen, Ansprechpersonen, charismatische Vordenker*innen oder Interessenvertreter*innen aller Muslim*innen. Zwischen allgemein spirituellen, humorigen und altersrelevanten Themen finden sich allerdings immer wieder diskriminierende und herabwürdigende Aussagen über Frauen, queere Menschen, Andersgläubige oder generell zur Demokratie.
Tipp: Bleiben Sie mit Kindern in regem Dialog über humanistische Werte, Toleranz und existentielle Lebensfragen. - … rufen zur Gewalt und Stimmungsmache gegen Israel auf
Der Israel-Gaza Konflikt wird dazu genutzt, die Gewalt gegen die jüdische Bevölkerung anzustacheln. Klare verbale Feindbildkonstruktionen und erschreckende Bilder aus Gaza verstärken den Hass. Dabei wird der Überfall der Hamas und die Geiselnahme und Tötung unschuldiger Zivilisten von islamistischen Influencern nahezu gänzlich ausgeklammert.
Tipp: Vermitteln Sie Empathie für alle Opfer des Konflikts und zeigen Sie Kindern und Jugendlichen, wo sie faktenbasierte und sachliche Nachrichten finden. - … vermitteln Feindbilder
Islamistische Influencer vermitteln häufig eine einschränkende Weltsicht und schüren den Hass gegenüber bestimmten Bevölkerungsgruppen. Offene Queerfeindlichkeit und Frauenhass sind auf vielen Kanälen zu sehen und kein Tabu mehr, sondern Teil der Strategie zumeist männlicher Influencer.
Tipp: Vermitteln Sie ein offenes Weltbild und Respekt füreinander. Das ist in nahezu allen Situationen des Alltags und von Kleinkindalter an möglich und notwendig.
Beratung und Unterstützung
- Beratungsstelle Radikalisierung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge BAMF: berät bei Fragen mit Bezug auf salafistische Radikalisierung.
- Hayat: eine deutschlandweit arbeitende Beratungsstelle für Personen und Angehörige von Personen, die sich salafistisch radikalisieren oder sich dem militanten Dschihadismus anschließen und gegebenenfalls in Konfliktregionen ausreisen.
- Beratungsstelle Salam: bietet Beratung für durch islamistisch/religiös begründete Radikalisierung gefährdete Jugendliche und Erwachsene, junge Menschen, die sich von extremistischen Tendenzen distanzieren und lösen möchten, Angehörige und das soziale Umfeld gefährdeter oder bereits radikalisierter junger Menschen und Lehrkräfte, Sozialarbeiter*innen sowie andere Sozialraumakteure.
- Violence Prevention Network: ein Verbund erfahrener Fachkräfte, die seit 2001 in der Extremismusprävention sowie der Deradikalisierung rechtsextremistisch und islamistisch gefährdeter Jugendlicher tätig sind.
- PROvention: Präventions- und Beratungsstelle gegen religiös begründeten Extremismus in Schleswig-Holstein.
Weitere Informationen von klicksafe
Informationen zum Thema Salafismus finden sich in unserem Themenbereich und in unserer Handreichung.