Mit der zunehmenden Nutzung digitaler Medien kommen Kinder und Jugendliche auch immer häufiger mit problematischen Inhalten und Gefahren in Kontakt. Dazu zählen unter anderem sexuelle Grenzüberschreitungen und sexueller Missbrauch. Täter*innen nutzen dabei digitale Technologien wie Social-Media-Plattformen, Messenger oder Videochats, um sexuelle Übergriffe zu initiieren, zu eskalieren oder aufrechtzuerhalten. Das Spektrum an Verhaltensweisen und strafbaren Handlungen ist dabei sehr breit: Von ungewollter Konfrontation mit pornografischem Material über sexualisierte Kontaktaufnahme über das Internet bis hin zur (ungewollten) Erstellung und Weiterleitung sexualisierten Materials durch Kinder und Jugendliche selbst.
Ergebnisse der repräsentativen Befragung
Das Kompetenzzentrum Kinderschutz in der Medizin in Baden-Württemberg der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm hat in Kooperation mit dem Markt- und Sozialforschungsinstitut „USUMA“ eine repräsentative Befragung zu onlinebasiertem sexuellem Kindesmissbrauch und Grenzverletzungen durchgeführt. Von Oktober 2023 bis April 2024 wurden insgesamt 3.098 Personen befragt. 10,3 % der deutschen Bevölkerung berichten von mindestens einem Erlebnis sexualisierten Kindesmissbrauchs oder grenzverletzenden Verhaltens während ihrer Kindheit oder Jugend. Besonders deutlich zeigt sich die Betroffenheit in der Altersgruppe der jungen Erwachsenen von 18 bis 29 Jahren: Hier liegt die Häufigkeit bei 31,6 % – und damit mehr als dreimal so hoch wie im Bevölkerungsdurchschnitt.
Darüber hinaus zeigen sich in der digitalen Welt zwischen männlichen (29 %) und weiblichen Betroffenen (34 %) deutlich geringere Unterschiede als bei sexuellem Kindesmissbrauch im Offline-Kontext. Zu den am häufigsten geschilderten Formen unter jungen Erwachsenen gehören die ungewollte Konfrontation mit pornografischem oder sexualisiertem Material – zum Beispiel durch sog. „Dickpics“ (21,1 %), gefolgt von ungewollten sexualisierten Gesprächen (15 %) sowie ungewollten sexualisierten Fragen (12,1 %). Hinsichtlich des Alters zeichnete sich ein deutlicher Trend ab: Je jünger die Befragten waren, desto häufiger berichteten sie von Erfahrungen mit onlinebasiertem sexuellem Kindesmissbrauch und Grenzverletzungen.
Die vollständigen Ergebnisse der Befragung wurden im Fachjournal zum Kinderschutz „Child Abuse & Neglect“ veröffentlicht (nur auf Englisch verfügbar).
klicksafe-Material zum Schutz vor sexueller Gewalt online
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Dieser Text basiert teilweise auf der Pressemitteilung des Universitätsklinikums Ulm. Wir bedanken uns herzlich für die freundliche Unterstützung.