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17.04.2024 | Medienkompetenz

Straßenumfragen – Unterhaltungsformat auf Kosten der Befragten

Erfolgreiche Fernsehsendungen dienen als Vorbild: Spontane Befragungen von Passant*innen im Stil von TV Total kommen auch auf Social Media gut an. Insbesondere auf YouTube und TikTok erhalten die Videos mit sogenannten Straßenumfragen Aufrufe in Millionenhöhe. Die Creator*innen der Formate werden vor allem von Jugendlichen gefeiert. In einem neuen Report nimmt jugendschutz.net Straßenumfragen in den Blick, in denen Kinder und Jugendliche bloßgestellt oder zu gefährlichem Verhalten ermutigt werden.

Die von jugendschutz.net gesichteten Videos zeigen: Insbesondere junge Personen erkennen häufig die Creator*innen während der Drehs auf offener Straße. Sie sprechen sie zum Teil aktiv an und drängen sich ins Bild. Für sie ist die Teilnahme an einer Straßenumfrage besonders spannend und erstrebenswert. Sie sind auf der Suche nach der eigenen Identität und hoffen auf Anerkennung durch die Peergroup. Ein Auftritt im Format bekannter Content-Creator*innen kann eine solche Bewunderung durch Freund*innen vermeintlich sichern.

Dabei können besonders junge Protagonist*innen oft die Wirkung ihres Auftretens auf Dritte und daraus resultierende Folgen nicht vollumfänglich abschätzen. Vor der Kamera geben sie sich cool und versuchen, durch ihre Antworten möglichst interessant und witzig zu wirken. Durch Nachbearbeitung der Videos, reißerische Thumbnails und abwertende Aussagen in den Kommentaren werden Kinder und Jugendliche aber unter Umständen in den Videos bloßgestellt.

Ein Teil der Verantwortung, dass solch bloßstellende und diffamierende Straßenumfragen massenhaft produziert und rezipiert werden, kommt laut jugendschutz.net den Anbietern der Social-Media-Dienste zu. Sie setzen die Rahmenbedingungen dessen, was innerhalb der Community als normal bzw. angemessen gilt. Daher sollten sie laut jugendschutz.net durch strukturelle Schutzmaßnahmen Cybermobbing vorbeugen und ihre User*innen für die Problematik sensibilisieren.

Besonders stehen laut Report allerdings die Content-Creator*innen in der Verantwortung. Denn die Wirkung ihrer Videos hängt unmittelbar damit zusammen, wie sie selbst gegenüber den Befragten auftreten und wie sie das gefilmte Material im Anschluss aufbereiten.

Der gesamte Report, in dem alle angesprochenen Aspekte noch ausführlicher dargestellt werden, steht auf jugendschutz.net zum Download zur Verfügung.

Passende Materialien von klicksafe

Menschen bloßzustellen oder zur Belustigung in unangenehme Situationen zu bringen, hat auf Social-Media-Portalen leider Tradition. Mit unseren Unterrichtsmaterialien zu den Themen Pranks und Challenges können Lehrkräfte ihre Schüler*innen dabei unterstützen, zu diesen problematischen Inhalten eine Haltung zu entwickeln. Die Unterrichtseinheiten sind Zusatzmaterialien zu unserem Handbuch Kosmos YouTube.


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[info]@klicksafe.de


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