Expertinnen und Experten diskutierten Herausforderungen und Lösungsansätze für eine ethisch verantwortungsbewusste Nutzung von KI auf den Medientagen München
Die rasante Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) stellt die Medienlandschaft vor neue Chancen und Herausforderungen.
Immer komplexer werdende Techniken, Methoden und Einsatzmöglichkeiten von KI sind im Begriff, die Art und Weise, wie Millionen Bürgerinnen und Bürger sich informieren und eine Meinung bilden können, tiefgreifend zu beeinflussen. Über die Dimensionen und Implikationen des Einsatzes von KI-Anwendungen diskutierten hochkarätige Expertinnen und Experten auf dem Panel der Gremienvorsitzendenkonferenz (GVK) der Medienanstalten anlässlich der Münchner Medientage.
„Der Einsatz von KI-Tools in Desinformationskampagnen nimmt rapide zu. Gleichzeitig bietet KI auch viele Chancen im Medienbereich. Zum Beispiel kann mithilfe von KI Desinformation auch enttarnt werden. Um sicherzustellen, dass KI in einer Art und Weise genutzt wird, die mit unseren demokratischen Werten vereinbar ist, brauchen wir eine effektive gesetzliche Regulierung. Der kürzlich in Kraft getretene Digital Service Act enthält bereits einige Regelungen zur Verwendung von KI in sozialen Medien, darunter wichtige Anforderungen bezüglich Transparenz. In der EU arbeiten wir außerdem an einem Gesetz zur Förderung der Medienfreiheit und einer Verordnung zur Regulierung von KI. Ähnlich wie bei der Einführung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) hat die EU das Potenzial, weltweit in der Regulierung von KI eine Vorreiterrolle einzunehmen“, so Dr. Katarina Barley, Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments.
Den Medienanstalten der Länder kommt als staatsfern organisierter Medienaufsicht eine zentrale Rolle bei der Ausgestaltung von Regeln zum Einsatz von KI im Medienbereich zu.
„Ein verantwortungsvoller Einsatz von KI erfordert klare ethische, journalistische und rechtliche Leitplanken. Dabei bietet der Einsatz von KI große Chancen als Werkzeug zur Unterstützung der Arbeit in den Medienunternehmen. Bei der Erstellung originärer Inhalte, bei der Recherche von Fakten sowie deren Einordnung und Bewertung ist dagegen das Handwerkszeug gut ausgebildeter Journalistinnen und Journalisten gefragt. Etwaige Risiken von KI wie etwa die Manipulation von Medieninhalten oder eine Einengung von Vielfalt durch eine starke Personalisierung des Medienkonsums der Nutzerinnen und Nutzer werden wir nicht allein durch Regulierung lösen können - deshalb ist hier ein hohes Maß an Medien- bzw. KI-Kompetenz gefragt, und zwar sowohl bei den Mediennutzenden als auch bei den Medienschaffenden“, führte Dr. Wolfgang Kreißig, Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM) aus.
„Richtige von falschen Informationen zu unterscheiden, Medienberichte kritisch zu beurteilen und auch außerhalb der eigenen Blase Informationsquellen zu prüfen, gehört zu den wesentlichen Kompetenzen, die wir heute für eine kritische Meinungsbildung brauchen“, betonte Prof. Dr. Alena Buyx, Vorsitzende des Deutschen Ethikrates. „KI kann den Menschen nicht ersetzen, wenn es um die kritische Auswahl und Bewertung von Informationen geht. Der Einsatz von KI muss unsere menschliche Entfaltung fördern und darf sie nicht vermindern. KI soll die menschliche Autorschaft erweitern und kann die Grundlage bilden für verantwortungsvolle Entscheidungen – ein solcher Einsatz von KI ist aus ethischer Sicht ein Zugewinn.“
Unter der Moderation des GVK-Vorsitzenden Albrecht Bähr war sich das Panel einig, dass die Herausforderungen, welche KI für die Medienlandschaft und die Demokratie bringt, eine koordinierte und ethisch verantwortungsbewusste Herangehensweise erfordern. Eine moderne Regulierung von KI sollte auf demokratische Werte und hier insbesondere die Meinungsfreiheit ausgerichtet sein. Gleichzeitig gelte es, die Mensch-Maschine-Kollaboration so zu ermöglichen, dass die Potentiale der KI sozial- und demokratieverträglich realisiert werden können.
Der GVK Vorsitzende Albrecht Bähr, betonte abschließend: „Unsere Verantwortung liegt darin, sicherzustellen, dass KI im Dienste der Demokratie und der Menschen eingesetzt wird. Vielfalt, Verantwortung und Vertrauen sind hierbei essentiell. Es gilt, Vertrauen in KI zu fördern und für die Risiken durch ihren Einsatz zu sensibilisieren. Medienkompetenz umfasst KI-Kompetenz und ist keine Option, sondern eine Notwendigkeit. Unsere Gesellschaft muss lernen, KI-gestützte Informationen zu analysieren und zu bewerten, um informierte Entscheidungen zu treffen. “
Mit der Intention der Demokratiesicherung hat sich die GVK unter anderem Medienkompetenz und Künstliche Intelligenz als Arbeitsschwerpunkte gesetzt und zum Dialog geladen. Die Diskussion auf den Medientagen München hat gezeigt, dass es dringend notwendig ist, diese Fragen weiter zu vertiefen und Lösungen zu entwickeln, die die Zukunft der Medienlandschaft positiv gestalten. Die GVK wird den wichtigen Dialog bezüglich der Sicherung der Meinungs- und Medienvielfalt und der Bewahrung ethischer Verantwortung und demokratischer Grundsätze in der KI-Ära weiterführen.
Bereits seit 2021 nutzen die Landesmedienanstalten KI in der Medienaufsicht. Das eingesetzte KiVi-Tool beschleunigt, vereinfacht und verbessert die Medienaufsicht im Netz. Durch automatisiertes Monitoring von Social-Media-Plattformen und Webseiten werden potenzielle Rechtsverstöße identifiziert und zur Prüfung vorbereitet. Mehr zu KiVi: https://www.medienanstalt-nrw.de/zum-nachlesen/recht-und-aufsicht/mit-kuenstlicher-intelligenz-zu-einer-modernen-medienaufsicht.html
Die Aufzeichnung der Veranstaltung wird in Kürze auf der Webseite der Medienanstalten verfügbar sein, um einer breiteren Öffentlichkeit den Zugang zu dieser wichtigen Diskussion zu ermöglichen:
https://www.die-medienanstalten.de/veranstaltungen/gvk-panel-medientage-muenchen-herausforderung-kuenstliche-intelligenz-demokratie-meinungsmacht-und-verantwortung